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Der Leitfaden: Erstellen Sie Ihr STORYBOARD…

Glauben Sie an sich selbst und an das, was Sie sagen, sonst wird es schwer werden, Ihren Diabetes wirkungsvoll in Ihrem Umfeld zu kommunizieren.

Beispielsatz: „Ich würde heute Flugzeuge fliegen, wenn ich keinen Diabetes hätte

Mögliche Reaktion: „Echt? Kann man das mit Diabetes denn nicht?“

 

Erklärung und „unterschwelliges Coaching“: „Als Diabetiker Typ 1 muss man leider spritzen und damit ist die Gefahr gegeben plötzlich zum Beispiel in einen Unterzucker zu kommen. Das kann man zwar direkt und wunderbar mit der Zufuhr von Zucker jeglicher Art beheben, aber wenn man für über 150 Menschenleben verantwortlich ist, dann will man solch ein Risiko sicherlich nicht am Steuer wissen – oder fänden Sie das etwa toll? 😉

 

Seien Sie enthusiastisch und bringen Sie Ihre Aussage auf den Punkt. Benutzen Sie Gestik, Gesichtsausdruck und Betonung etc. um Ihre Mitmenschen einzubinden.

 

Bei dem vorausgegangenen Beispiel hätten Sie verschiedene Möglichkeiten mit der Stimme, der Betonung oder der Gestik Menschen einzubinden.

 

Sie könnten eine ernsthafte Geschichte daraus machen oder sie lustig verpacken!

 

Zu Letzterem rate ich. Menschen lachen gerne und wenn Sie Ihre Umwelt mit einem persönlichen, ernsten Thema zum Schmunzeln bringen können, dann vermitteln Sie Selbstsicherheit und gleichzeitig eine gewisse „Leichtigkeit“ im Umgang mit Ihnen als Person und dem Diabetes – und gleichzeitig verkaufen Sie sich auch als eine Person, die kompetent und stark mit schwierigen Situationen umgehen kann!

 

Benutzen Sie also Beispiele und seien Sie humorvoll (wenn angebracht).

Das können Anekdoten sein, Metaphern, Geschichten etc. um Ihre Mitmenschen aufzumuntern und Ihre Kommunikation dynamischer zu gestalten.

 

Beispiel-Anekdote: In meiner Schwangerschaft wurde mein Diabetes (Typ 1) von „Unwissenden“ immer wieder gerne mit einem Gestationsdiabetes verwechselt und die damit verbundenen Herausforderungen „allwissend“ heruntergespielt. Daraufhin spielte ich gerne mal provokant mit meiner Insulinpumpe herum. Ich holte „mir nichts, dir nichts“ gerne mal meinen „Transfer“1 aus der Hose und koppelte diesen von meinem, am Bauch angebrachten, „Katheter“2 ab. Dann schwang ich gerne meinen Katheter wie ein Lasso vor deren Nase hin und her, während ich lapidar lächelnd und leicht sarkastisch anmerkte „……ja, mit Schwangerschaftsdiabetes kann natürlich jeder umgehen, wenn man Disziplin hat…., nur das ständige „Abkoppeln“ beim Sex erinnert mich irgendwie an AVATAR3…..“

 

1Transfer: Eine Insulinpumpe hat einen Schlauch, der von der Insulinampulle abgeht. Dieser Schlauch wird Transfer genannt.

2Katheter: Der Katheter ist das Bindestück vom Transfer zum Körper. Der Katheter verfügt über eine Nadel, die wie ein Pflaster am Körper befestigt wird und so das Insulin in den Körper abgibt.

3Avatar ist ein Hollywood Block Buster

 

Die Reaktion: Der erste Moment wird geschocktes Schweigen Sie umgeben.
Dann starrt man abwechselnd Sie und den Schlauch in Ihrem Bauch an. Das ist Ihr Moment zu lachen und das Eis zu brechen…. Ist bei den Anderen der „Groschen endlich gefallen“ (Diabetes ist nicht gleich Diabetes…), werden Sie alle Lacher auf Ihrer Seite haben. Teilweise aus Erkenntnis, Erleichterung, dass Sie es nicht „krum nehmen“ oder aus Scham…, aber das sei erst einmal dahin gestellt.
Mit dieser Beispiel-Parodie setzen Sie einen ganz bestimmten, herausfordernden Reiz und Sie werden merken, dass Ihre Umgebung mit Interesse und Fragen auf Sie zurück kommt. Schon haben Sie voraussichtlich die Gelegenheit auf Nachfrage mehr über Ihren Diabetes zu kommunizieren…Welche Fragen könnten das sein?„Was ist das an Ihrem Bauch?“
Eine Insulinpumpe….Haben das alle Schwangere mit Diabetes?“ Nein, nur jene, die bereits vor der Schwangerschaft Diabetes Typ 1 hatten.Was ist Typ 1?“
Ihr Sprachgebrauch: Verwenden Sie ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Vokabular in Ihren Dialogen, mit dem Sie das Verständnis dessen was Sie sagen, erleichtern und Ihre Mitmenschen fesseln.
Fachjargon: Manchmal ist ein für Sie selbstverständliches Wort aus dem „Diabetes-Alltag“ für Ihre Mitmenschen neu.
Denken Sie mal darüber nach, welche Begriffe im Zusammenhang mit Ihrem Diabetes stehen und von welchen wir voraussetzen können, dass die Allgemeinheit sie kennt oder auch nicht.
Ein ausführlicheres Lexikon habe auch ich für SIe im Hauptmenü erstellt.
Fachbegriff Übersetzung
Hypoglykämie Unterzucker
Hyperglykämie Überzucker
Pen Insulinspritze
Hb A 1 c Durchschnitttlicher Blutzuckerwert der vergangenen 6-12 Wochen
Acidose Übersäuerung
Autoimmunerkrankung Fehlgeleitete körperliche Abwehr
Beta-.Zellen Insulinproduzierende Zellen
BE Broteinheiten (1 BE = 10-12gr Kohlenhydrate)
Glucose Traubenzucker, Dextrose
Ketone Abbaustoff im Fettstoffwechsel. Starker Anstieg im Insulinmangel.
Ketoazidose Übersäuerung des Organismus. Schwere Stoffwechselentgleisung bei Diabetes als Folge von Insulinmangel

 

Satzbau: Verwenden Sie in Ihrer Kommunikation rund um das Thema Diabetes ausschließlich kurze, einfache Sätze und eine prägnante Sprache, damit die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer aufrecht erhalten bleibt. Das Thema für sich ist bereits komplex genug. Verpacken Sie es daher „mundgerecht“ und „simpel“.
Die Art und Weise wie Sie darüber sprechen wird wiederspiegeln wie man Sie und die Krankheit wahrnimmt. Hier geht es nicht darum, Mitleid zu erhaschen oder Bewunderung für das Meistern schwieriger Lebensumstände…. Vielmehr geht es darum, dass Ihre Mitmenschen Ihren Diabetes als Teil von Ihnen verstehen und in Notfällen wissen, was zu tun ist.
Aktiv – nicht Passiv: Aktiv-Sätze binden die Ihnen zuhörenden Personen ein.
Darum habe ich mich immer für einschlägige Beispiele und Anekdoten entschieden, die Aufmerksamkeit generieren. Ich verfalle dennoch in keinen Monolog, sondern versuche stets den Dialog zu provozieren. D.h. ich streue einen Reiz in die Runde, der Fragen im Umkreis aufwirft. Ich binde mein Umfeld damit aktiv ein und „spiele jedes Mal den Ball zurück“, indem ich meine Mitmenschen manchmal direkt und indirekt dazu auffordere, sich selbst in gewisse Situationen einzudenken und einzu-fühlen. Auf diese Weise ist der „Lerneffekt“ viel höher.
Grundregeln der Kommunikation:
Klarheit: Kurze Sätze mit prägnanten Aussagen.
Erwarten Sie nicht, dass die Menschen „zwischen den Zeilen lesen“ oder Vermutungen darüber anstellen, was Sie ihnen zu sagen versuchen.Versuchen Sie nicht, all Ihr Wissen und Ihre Informationen in einen Satz zu packen. Das, was für Sie alltäglich, verständlich und unkompliziert empfunden wird ist für andere Neuland und schwer nachvollziehbar.
Kürze: Fassen Sie also Ihre Informationen und Gedanken zusammen.
Bevor Sie Ihre Informationen übermitteln, überprüfen Sie, ob Sie denselben Gedanken schon in anderen Sätzen wiederholt haben und ob Sie es einfacher ausdrücken können?
Fassbarkeit: Mit einer vorausgegangenen Überlegung, was Sie Ihrem Umfeld gerne vermitteln möchten, können Sie Ihre Kommunikation entsprehend „fassbar“ vorbereiten.
Suchen Sie sich interessante oder lustige Beispiele und / oder Anekdoten heraus, um Ihre Gedanken und Informationen in Ihrem Umfeld nachhaltig zu platzieren und zu kommunizieren.
  • Korrektheit: Passen Sie Ihre Kommunikation der gewohnten Umgangssprache an. Welches Vokabular und welche Begriffe sind bekannt? Vermeiden Sie diabetischen Fachjargon.
  • Stimmigkeit: Ihre Kommunikation muss logisch sein. Ihr Umfeld muss Ihren Beispielen, Anekdoten, Erläuterungen problemlos folgen können.
  • Vollständigkeit: Überprüfen Sie, ob Ihre Beispiele und Anekdoten tatsächlich interessant genug sind, um genügend Reize zu setzen, die Nachfragen und damit einen Dialog herausfordern. Überlegen Sie sich, ob und wie Sie mithilfe Ihrer Beispiele und Anekdoten Ihre Informationen in Ihrem Umfeld platzieren können, damit man Sie und Ihren Diabetes nach und nach besser versteht und damit auch in Notsituationen korrekt umzugehen weiß.
  • Höflichkeit: Ihre Kommunikation sollte immer freundlich, offen und ehrlich sein.

 

 

Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihre Botschaft negativ aufgenommen werden wird, zeigen Sie Einfühlungsvermögen (EMPATHIE) bei Ihrer Kommunikation und brechen Sie notfalls Erläuterungen ab, bevor das Thema Diabetes im Gespräch verkompliziert oder überreizt wird….

Es ergibt sich irgendwann eine neue Chance, um nochmal von vorne zu beginnen – möglicherweise mit einem anderen Ansatz.

 

Zusammengefasst empfehle ich Ihnen für alle Lebenslagen – ob in der Schule, in der Ausbildung, im Job – mit Ihrem Diabetes offen und selbstsicher umzugehen, aber sich niemals damit aufzudrängen. Sie müssen und sollten niemals alle diabetischen Themen auf einmal ansprechen, sondern „Portionsweise“.

 

Damit ist der „Lerneffekt“, das Interesse und Verständnis in Ihrem Umfeld größer. In diesem Zusammenhang ist es sicherlich hilfreich, wenn Sie Ihre Gedanken ordnen und überlegen, welche Informationen für Ihr Umfeld auch wirklich entscheidend für Sie selbst ist!

 

Was habt Ihr für eine Story?

Teilt Sie mit uns.

 

Eure Vivi